Abfallvermeidung praktisch
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz - die Grundlage der Abfallwirtschaft in Deutschland - legt fest, dass Abfälle in erster Linie zu vermeiden sind. Sehr viel konkreter wird das Gesetz aber nicht. Trotzdem ist es ein Ziel des Umweltplans Baden-Württemberg, die zu beseitigenden Abfälle aus privaten Haushalten und sonstigen Herkunftsbereichen zu verringern. Gelungen ist dies jedoch bis heute nicht. Die Abfallmengen bewegen sich seit Jahren auf gleichbleibendem Niveau. Trotzdem engagieren sich Menschen beim Müllvermeiden und berichten darüber, gesammelt in unseren Blog-Beiträgen.
Da der Gesetzgeber keine konkreten Handlungsanweisungen zur Abfallvermeidung gibt, haben wir zahlreiche Möglichkeiten für jeden Einzelnen zusammengefasst. Abfallvermeidung ist heute wichtiger denn je, denn sie spart nicht nur Rohstoffe, sondern auch eine Menge Energie ein - das nützt wiederum unserem Klima.
Abfallvermeidung ist meist weder mit höheren Kosten noch mit altmodischer oder Öko-Lebensführung verbunden. Es ist vielmehr "trendig und cool" Gebrauchtes zu verwenden oder Geräte zu leihen. Artikel vom Flohmarkt sind heute in vielen Wohnungen zu finden - und zwar in allen Bevölkerungsschichten. Das Versteigern von gebrauchten Waren über ebay hat sich zum Volkssport entwickelt und das Reparieren vieler hochwertiger Konsumartikel lohnt sich heute wieder. Alle diese Maßnahmen zählen zur Abfallvermeidung.
Beim Einkauf fällt meist eine Flut von Kunststoffverpackungen an. Diese lassen sich leicht vermeiden:
- Zum Einkaufen einen Korb oder eine Stofftasche mittehmen
- Getränke, Milch, Joghurt und andere Produkte in Pfandflaschen und -gläsern kaufen
- Obst und Gemüse, Brot und Backwaren lose in mitgebrachten Taschen einkaufen
- Nachfüllpackungen zum Beispiel für Waschmittel oder Shampoo wählen
- Auf Miniportionsverpackungen verzichten
- Fleisch, Wurst und Käse beim Händler in eigene Mehrweggefäße füllen lassen
- In sogenannten Unverpackt-Läden einkaufen, einen davon gibt es Pforzheim und Karlsruhe. Weitere Unverpackt-Läden, Leihläden, Bücherboxen, Kleidertauschbörsen, Repair-Cafés und vieles mehr zum nachhaltigen Leben finden Sie unter zerowastemap.org/de. Wie sich eine Auszubildende im Unverpackt-Laden fühlt, erzählt sie auf dem Auszubildenden-Podcast der IHK Nordschwarzwald.
Schüler erzeugen während der Pausen in der Schule viele Abfälle. Diese lassen sich leicht vermeiden:
- Schreiben mit Patronen- oder Kolbenfüllern statt mit Kugelschreibern
- Papiereinbände um Bücher oder Hefte, Kennzeichnung der Hefte mit farbigen Punkten
- Holzlineale sind stabiler und damit langlebiger als solche aus Plastik
- Pausenvesper in Vesperdosen mitnehmen
- Verpflegung für Schüler in den Pausen in Mehrweggefäßen anbieten
In Haus und Garten fallen viele Abfälle - nicht nur Verpackungen - an. Diese lassen sich leicht vermeiden:
- Lebensmittel sind zu schade zum Wegwerfen. In Supermärken, Restaurants und Bäckereien bleiben häufig Lebensmittel übrig. Diese Reste müssen nicht in den Müll geworfen werden, sondern können mit der "Too Good To Go"-App – der weltweiten Nummer 1 gegen Lebensmittelverschwendung gerettet werden. So gibt es leckeres Essen in der Nähe für wenig Geld - Essen, das andernfalls entsorgt werden muss.
- Kompostierung der Küchen- und Gartenabfälle
- Dauerfilter oder Teesiebe für die Zubereitung von Kaffee und Tee bevorzugen
- Hygieneartikel aus Papier, also Taschentücher, Windeln oder Papierservietten gegen solche aus Stoff ersetzen. Für das Waschen von Windeln bieten sich Windeldienste an.
- Unerwünschte Werbeprospekte durch einen entsprechenden Aufkleber am Briefkasten abweisen (Aufkleber können Sie über unser Bestellformular beziehen)
- Alte Möbel oder Einrichtungsgegenstände nicht wegwerfen, sondern verschenken oder verkaufen z.B. über Kleinanzeigen, Flohmärkte oder soziale Einrichtungen. Betriebe finden Sie bei Entsorger und Dienstleister unter Gebrauchtwaren.
- Taschenrechner mit Solarzellen, Uhren zum Aufziehen oder als Solaruhr, elektrisches Spielzeug mit Akkus anstelle Einwegbatterien
- Porzellangeschirr, Trinkgläser und Metallbesteck auch bei größeren Festen oder Parties anstelle von Einweggeschirr verwenden. Eine vergleichende Untersuchung zwischen Einweg- und Mehrweggeschirr hat die Stiftung Naturschutz Berlin herausgegeben. Geschirr und Geschirrmobile lassen sich mieten.
Ein Großteil des Sperrmülls im Enzkreis besteht aus ausrangierten Möbeln. Allerdings können nicht nur wertvolle Antiquitäten ein zweites Leben erhalten, sondern auch Gebrauchsmöbeln der letzten Jahre und Jahrzehnte. Dazu einige Beispiele:
- Das Gebrauchtwarenhaus mlkauf in Pforzheim befasst sich mit dem Verkauf von gebrauchten Waren vielfältiger Art. Dazu gehören Möbel, Bekleidung, Bücher, Fahrräder, Haushaltswaren, Deko-Material, Kinderspielzeug und Elektroartikel. Dabei nehmen die Weiterverwertung von Waren und der Gedanke der Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert ein. Das Kaufhaus leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Müllvermeidung und zur langfristigen Nutzung der natürlichen Ressourcen. Neben diesem ökologischen Aspekt bietet das Gebrauchtwarenhaus mlkauf die Möglichkeit, Artikel zu finden, die es im Moment auf dem Markt nicht zu kaufen gibt. Auch die eine oder andere Antiquität lässt sich auf diese Weise ergattern.
- Weitere Gebrauchtwaren-Läden sind:
Floh-Laden, Maximilianstr. 98, 75172 Pforzheim, Tel. 07231 6078014 oder 0171 7388246 (Herr Jens Huthmacher)
Brücke-Lädle, Hohenstaufenstr. 40, 75177 Pforzheim, bruecke-laedle@gmx.de - Alte Möbel oder Einrichtungsgegenstände können aber auch über Kleinanzeigen und Flohmärkte verschenkt oder verkauf werden.
- Auch Ikea bietet die Möglichkeit in allen deutschen Einrichtungshäusern gebrauchte Möbel zurückzugeben und dafür eine Guthabenkarten zu erhalten. Für den Rückkauf akzeptiert Ikea nur Möbel in gutem Zustand. Kunden können unter www.ikea.de/ZweiteChance prüfen, ob ihr Artikel in Frage kommt und welchen Preis sie erwarten können. In der "Fundgrube" der Möbelhäuser werden die Möbel zum Rückkaufpreis plus Mehrwertsteuer angeboten.
- Auch der Verschenkmarkt des Enzkreises bietet Möglichkeiten, dass Möbel und sonstiger Hausrat ohne Gebühren zu Hause abgeholt werden - bequemer gehts nicht mehr.
- Viele Elektrogeräte verfügen heute über Akkus (elektrische Zahnbürsten, Handstaubsauger, Rasierer, Uhren, Saugroboter, E-Fahrräder usw.). Der Austausch dieser Akkus ist nicht immer einfach. Abhilfe bietet Frank Bräuer mit seiner Firma akkutauschen.de aus Hamburg an. Bundesweit tauscht er Akkus von der Zahlbürste bis zum E-Fahrrad aus, jedoch keine Akkus von Smartphones oder Laptops, da hier zu viele Spezialakkus verbaut sind. Eine gute Möglichkeit die Lebensdauer von Elektrogeräten deutlich zu verlängern und damit Geld zu sparen.
Kleiderkammern und Kleiderläden gibt es in Pforzheim mehrere. Wir haben einige aufgelistet:
- Das Gebrauchtwarenhaus mlkauf in Pforzheim befasst sich mit dem Verkauf von gebrauchten Waren vielfältiger Art. Dazu gehören auch viele Kleidungsstücke. Warenannahme ist mittwochs bis freitags von 10 bis 17 Uhr. Telefonische Anfragen unter 07231 1333180.
- Brücke-Lädle, Hohenstaufenstr. 40, 75177 Pforzheim, bruecke-laedle@gmx.de. Warenspenden werden dienstags bis freitags in der Zeit von 8 bis 10 Uhr angenommen. In den Schulferien ist das Lädle geschlossen.
- Kleiderladen des DRK, Kronprinzenstr. 22 in der Pforzheimer Nordstadt hat dienstags und donnerstags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr geöffnent. Kleiderspenden werden nach Voranmeldung unter Telefon 07231 3730 angenommen.
- Kleiderkammer des Familieninformationszentrums (FIZ), Östliche-Karl-Friedrich-Str. 9 (zweiter Stock, gegenüber dem Alten Rathaus) in Pforzheim hat donnerstag von 9.30 bis 12.30 Uhr geöffnet. Für Kauf und Kleiderspende ist eine telefonische Anmeldung unter 07231 39-3900 notwendig (Mo, Di von 9-12 Uhr, Do von 14-17 Uhr)
- Kleiderecke des KiCo Kinder- und Familientreffs, Luisenstr. 46 in Pforzheim hat dienstags von 14 bis 15.30 Uhr und donnerstags von 10 bis 11.30 Uhr geöffnet, Ansprechpartner erhält man unter 07231 589 760
Lebensmittelreste aus Kantinen, Gaststätten, Hotels, Bäckereien, Schnellrestaurants usw. landen meist im Abfall, im günstigen Fall werden sie getrennt gesammelt und einer Speiseabfallverwertung zugeführt. Trotzdem wird auf diese Weise viel Speiseabfall unnötig entsorgt. Abhilfe verspricht die kostenlose App "Too Good To Go" zur Lebensmittelrettung.
Über die App können gastronomische Betriebe ihr überproduziertes Essen zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholer verkaufen. Die App zeigt Kunden alle Läden in ihrer Umgebung an, die noch Essen verfügbar haben. Der durchschnittliche Preis einer Portion beträgt 3,50 Euro. Bezahlt wird direkt mit der App, anschließend wird das Essen zur angegebenen Zeit abgeholt. Bundesweit beteiligen sich bereits über 2500 Betriebe in über 300 Städen an der Aktion.
280.000 Tonnen Abfall entstehen jedes Jahr in Deutschland durch Verpackungen von Essen und Trinken zum Mitnehmen. Verschiedene Firmen haben inzwischen Mehrwegsysteme entwickelt, mit denen Gastronomiebetriebe Essen an ihre Kunden ohne späteren Verpackungsabfall abgeben können. Dazu zählen beispielsweise:
Sie alle bieten unterschiedliche Behälter, Becher oder Schalen an, in denen sie ihr Essen und Trinken an die Kunden abgeben. Einige Gastronomiebetriebe nutzen das Angebot bereits in der Region.
Bei Veranstaltungen mit Verköstigung fallen meist große Mengen Einweggeschirr und -besteck an. Auch dafür gibt es Lösungen auf Mehrwegbasis. Geschirr- und Spülmobile lassen sich mieten bzw. Dienstleister mit solchen Geschirrmobilen übernehmen die gesamte Ausstattung der Veranstaltung mit Geschirr, Besteck und allen sonstigen Gegenständen, die gebraucht werden. Im Reparatur- und Verleihführer finden Sie Adressen solcher Anbieter in der Nähe.
In der Zeitung "Abfallwirtschaft und Klimaschutz" werden einige Initiativen vorgestellt.
Leder-Reparatur, Arnbach
Dosen upcycling, Nöttingen
Reparatur-Cafés
Unverpackt, Pforzheim
Stadtbibliothek Heimsheim: Die „LeihBar“ bietet nicht nur Bücher